


In Mindo hat es zwei Tage geregnet, kaum verlassen wir diesen Ort, dann scheint schon die Sonne. Ist fast immer so!
Quito

Vom "Brötchenhügel" aus hat man eine herrliche Aussicht auf die ausufernde Stadt mit 2,2 Millionen Einwohnern. Die Stadt ist nur 5 km breit, aber 40 km lang, von Süden nach Norden gemessen. Sie liegt auf fast 3000m Höhe und ist damit die höchstgelegene Hauptstadt der Welt.
Interessant ist vor allem die Altstadt, hier der Blick auf die riesige Kirche der Franziskaner.
Und oben rechts das Bild zeigt eine scheussliche Marienstatue aus Blech mit uns beiden. Der Aufstieg auf den Hügel zu Fuß gilt übrigens als sehr gefährlich.


Die Kirche der Franziskaner ist die größte Kirche von Quito und wie die meisten Kirchen um 1600 herum enstanden. Sie hat einen wunderschönen Kreuzgang, hier der Blick darauf von oben. Und auf der linken Seite der Blick in die Kirche von der Empore aus (Eintritt in die Kirche ist nicht möglich).


Rechts das Bild eines Franziskaner-Abtes, auf der linken Hälfte das ganze Bild. Auf der rechten sieht man einen Ausschnitt: der Mann hat ein Innenschielen auf dem rechten Auge und einen Höherstand des linken Auges.
Dies ist keine augenärztliche Krankheit, sondern sollte die Verklärtheit, die Innerlichkeit des Dargestellten bedeuten. Und mit dem linken Auge ist der Höherstand ein Zeichen für die Verbindung mit Gott im Himmel!


Von außen gesehen ist die Jesuitenkirche, die sog. Ecclesi Compania, sehr unscheinbar. Aber drinnen ist alles, wirklich alles mit Blattgold ausgekleidet. An diese Kirche kann ich mich noch sehr gut von meiner letzten Reise aus dem Jahr 1982 erinnern!

Nach einem Brand vor wenigen Jahren wurde das Gold vom Ruß befreit und neues Gold aufgelegt, angeblich sollen es "nur" 60kg Gold in Form von Blattgold sein, welches hier verwendet wurde.


Die Statue links auf dem Bild gehört Marschall Sucre, einem der beiden Befreier der im Norden Südamerikas gelegenen Staaten. Bekannter als er ist sein Vorgesetzter Simon Bolivar. Die Statue steht vor der Dominikanerkirche (schon wieder eine Ordenskirche!) und sie zeigt auf Maria, die wir schon aus der Nähe gesehen hatten.
Auf dem rechten Bild ist das bekannte Abendmahl zu sehen, in der Kathedrale von Quito. Ohne Hinweis unseres Führers wäre uns sicherlich nicht aufgefallen, dass der einheimische Künstler, dessen Namen von den Spaniern nie gennant wurde, etwas Besonderes gemalt hat. Es ist ohne großes Teleobjektiv von unten auch gar nicht zu sehen.


Jesus teilt hier das Brot (in der Hand), den Wein im Kelch auf der rechten Seite. Und auf dem Teller vor ihm liegt die typische einheimische Spezialität, ein Cuy. Also ein Meerschweinchen! Was für ein skurriler Einfall!


Von Quito aus fahren wir nach Süden und biegen dann nach Westen ab. Über einen Pass von 4001 m gelangen wir auf eine Hochebene, die durch den Ausbruch des Vulkans Quilotoa entstanden ist. Das ist schon einige Tausend Jahre her, war aber ein gewaltiges Ereignis. Da die Vulkanasche weich ist, hat der Fluss tiefe Schluchten hinterlassen, bis zu 600m tief.


Direkt über diesem Abgrund kann man sich auf einer Bank vor einer kitschigen Konstruktion fotografieren lassen.
Das Bild oben, drei Männer im Getreidefeld,
erinnert mich an ein Gemälde von Spitzweg!


Trotz der extremen Höhe von über 3500 m über Meereshöhe wird jeder Quadratmeter mühevoll bearbeitet, bis fast auf 4000m. Es ist ziemlich kalt hier und extrem windig, obwohl wir fast auf der Höhe des Äquators sind!


Quilotoa
Ein Wandgemälde zeigt einen riesigen Kondor über dem Quilotoa See.

Die Caldera entstand durch einen heftigen Ausbruch, bei dem 190 qkm Asche und Steine ausgestoßen wurden. Der See hat weder einen Zu- noch einen Abfluss, das Wasser ist sauer und schwefelhaltig. Da der See auf 3900m liegt, war für uns jeder Schritt sehr anstregend. Den Abstieg zum See mit 365m Höhenunterschied haben wir uns erspart; wir sind ein bisschen um den See herum gelaufen und haben den Blick auf das grünlich schimmernde Wasser sowie auf die grandiose Landschaft außerhalb des Kraters genossen.


Am Abend fuhren wir zu einer Hazienda beim Örtchen Lasso. Dieses Herrenhaus existiert bereits seit ca. 400 Jahren und ist immer noch im Besitz der Ursprungsfamlie, die - spanischen Ursprungs - aus Peru eingewandert ist.
Die Einrichtung dieses kleinen Schlosses war großartig, aber die zwei Tage dort waren extrem anstrengend: es hatte draußen nachts 8° und tagsüber ein klein bisschen mehr. Es gab aber im ganzen Haus keine Heizung. Im Refektorium gab es einen funktionsfähigen Kamin, ansonsten nur ganz kleine Heizlüfter.
Wir sind in "voller Montur" ins Bett gegangen und haben trotz elektrischem Bettwärmer und Lamadecke noch gefroren!
In dieser Hazienda La Ciénega haben außer uns auch andere, berühmte Deutsche übernachtet: Alexander von Humboldt, schon ein paar Jahrhunderte her. Und ein großer Verehrer von Humboldt, der auch die oben links erkennbare Büste gestiftet hat: Helmut Kohl. Ob er aber wirklich in Zimmer 8 auf der 3. Etage übernachtet hat, bezweifle ich. Denn selbst ich war nach den zwei Treppen völlig außer Atem, kein Wunder, bei 2950 m über NN.
Morgen geht es auf die Hochebene des Cotopaxi, die Chance, den höchsten Vulkan der Erde wolkenfrei zu sehen, ist extrem gering in dieser Jahreszeit.


Cotopaxi bei Regen und Nebel
Als wir am 29.5. morgens auf der saukalten Hazienda aufbrechen und Richtung Cotopaxi fahren, ist es kalt und eine dichte Schicht aus tiefem Nebel und tiefliegenden Wolken nimmt uns jede Aussicht auf die Möglichkeit, den berühmten Berg zu sehen.

Am Eingang des Nationalparks sieht es nicht besser aus. Dann kommen wir auf eine Hochebene von ca. 3800m Höhe und mit einem Mal bricht die Nebelschicht ein bisschen auf. Sollten wir chronischen "Regenmacher" mal ein wenig Glück haben?


Und plötzlich reißt der Himmel auf, in der Ferne taucht am Ende der miserablen Straße ein Ufo auf. Und ein paar Verückte mit
Mountainbikes auf dem Dach überholen uns. Na, echte Sportler wären ja gleich hochgefahren, auf 4600m!

Und dann sehen wir den wundereschönen höchsten Vulkan der Erde völlig wolkenfrei vor uns! Wir sind ganz fasziniert. Wir können mit dem Auto bis auf 4658m hochfahren. Auf der Höhe pustet uns ein eiskalter Wind fast weg! Und jeder Schritt ist auf dieser Höhenlage eine Qual. Trotdem sind wir sehr glücklich. Als wir dann auch noch die sehr seltenen Weißwedelhirsche zu sehen bekommen, ist unser Glück perferkt!



Da sollten wir noch rauf, soll wohl die Geste des Mannes andeuten, dabei bekam er fast keine Luft auf 4650m, Humboldt hat damals schon bei 4500m schlapp gemacht. Allerdings ohne Auto und ohne Straßen.

Mit einem Tele erkennt man sehr gut die Eis- und Gletscher-schichten des Vulkans. Obendrauf ist ein 800m großer Krater.


Nach ca. 1.5 Studen ziehen Wolken auf, wir haben also gerade das optimale Zeitfenster erwischt. Und nochmals haben wir Glück, als wir auf 3870m Höhe an der Lagune Limpiopungo neben anderen Tieren auch den seltenen Andenwolf sehen können! Wir umrunden den See, angeblich sind es nur 2.5 km, aber nach 2 Stunden sind wir völlig fertig und außer Atem! Es hat sich aber gelohnt, den wir sahen neben dem Andenwolf (oder Schakal) einige Wasservögel.
Diese Ente hier floh vor einem aufdringlichen Männchen, ich habe gerade den richtigen Moment des Fliehens erwischt! Die Andenmöwe ist auch gerade auf dem Sprung zum Wegfliegen.





Links ein Anden-Kiebitz, Mitte eine Art Bachstelze. Und rechts zeige ich einen Teil von ca. 1000 freilebenden Wildpferden, die vor ca. 500 Jahren von den Spaniern abgehauen sind und seitdem auf dierser Höhe überleben können.
Kurz gefasst: ein unglaubliches Erlebnis!
Am Nachmittag Besuch eine Rosenfarm
Wir wussten bisher noch nicht, dass Ecuador fast 50% aller Rosen der Welt produziert. Alleine das mittelgroße Unternehmen, welches wir besuchen durften, produziert mit 125 Angestellten ca. 30 000 Rosen pro Tag für den Export in die USA und nach Europa, früher auch viel nach Russland! Der Besitzer und Geschäftsführer selbst machte eine lange Führung mit uns durch den Betrieb. Hier ein paar Bilder davon.



Entlang der Panamericana stehen Tausende solcher Gewächshäuser, die Nähe zum Flughafen Quito ist wichtig!




Oben links werden die Rosen von einem Arbeiter gebündelt, geschnitten und in Folie gepackt. Dann werden sie zusammengestellt (oben und links) und in mehreren Bündeln ziemlich brutal zusammengezurrt und kurz gelagert, immer kühl. Auch auf dem Weg zum Flughafen und beim Abholen im Zielgebiet werden die Rosen gekühlt.
Spätens vier Tage (!) nach der Ernte müssen sie beim Auftraggeber angekommen sein! Eine hoch durchdachte logistische Meisterleistung.



Am Freitag, den 30.5. geht es weiter. Wieder ein Stückchen nach Norden fast bis Quito und dann über die östlichen Anden nach Tena. Der Pass, den wir mit dem Auto überwinden müssen, ist 4002m hoch, 1000m höher als die Zugspitze! Auf dem Weg nach Tena, welches dann auf 500m schon im Bereich des Regenwaldes liegt, nehmen wir ein warmes Bad in Papallacta, umschwirrt von Kolibris und umgeben von wunderschönen blühenden Pflanzen. Wegen heftigen Regens kommt es zum Erdrutsch, die Wartezeit wegen Sperrung der Straße überbrücken wir mit Quirkle und Skyjo-Spielen. Auch mit Eddy, unserem Guide.
In Tena erwartet uns dann das nächste Abenteuer, mehr davon im nächsten Kapitel "Südlich von Quito"!